Geben wir dem neuen Tarif Tardoc eine Chance


    Kolumne


    (Bild: zVg) Dr. Jürg Lareida

    Die Kosten im Schweizerischen Gesundheitswesen steigen jährlich an. Um diesen Anstieg zu glätten, kommt es seit vielen Jahren immer wieder zu neuen Gesetzesänderungen. Auch wenn immer wieder darauf hingewiesen wird, dass Kosten eingespart werden, flacht die Kurve nicht ab. Dies ist auch nicht verwunderlich, wird doch nur bei den Leistungserbringern gespart, indem die Tarife gesenkt werden. Im Bereich der neuen Therapien und der patientengesteuerten Mengenausweitung hingegen wurde bisher nichts gemacht. Neue Diagnostik, neue Medikamente, neue Therapieansätze sind meistens teurer und in der Regel auch besser als das Altbewährte. Dies macht sämtliche Anstrengungen zu Nichte. So erstaunt nicht, dass immer neue Massnahmen diskutiert und eventuell eingeführt werden. Zurzeit wird das Massnahmenpaket 2 in den Eidgenössischen Räten diskutiert. Viele der in der neuen Vorlage vorgesehenen Massnahmen haben wie zu erwarten einen schweren Stand und finden kaum Mehrheiten, da die Nebeneffekte zu gravierend sind. Die harzige Diskussion führt dazu, dass immer wieder neue Ideen geboren werden, die das Potenzial haben den Regulierungssumpf noch weiter zu vergrössern. Eine Motion verlangt, dass Hausärzte einen besseren Tarif erhalten und zwar auf Kosten der Spezialisten. Gerade dieses Beispiel zeigt deutlich auf, wie schwierig es ist vernünftige Massnahmen auf politischem Weg umzusetzen. Haus- und Kinderärzte sind tatsächlich nicht adäquat entlöhnt, es besteht Handlungsbedarf! Es gibt jedoch weitere Fachärzte, die ungenügend honoriert werden. Alle «sprechenden» Ärztinnen und Ärzte sind gegenüber den «Schneidenden» benachteiligt. Dies hat damit zu tun, dass invasive Therapien spektakulärer sind und als schwieriger beurteilt werden. Werden nun lediglich die Hausärzte bevorteilt, führt dies dazu, dass die anderen sprechenden Disziplinen (Psychiater, Rheumatologen, Endokrinologen, Diabetologen etc) noch weiter abfallen und eine diesbezügliche Unterversorgung resultieren wird. Es ist deshalb wichtig, dass Eingriffe in die Tarife von denjenigen angeregt und durchgeführt werden, die über das entsprechende Knowhow verfügen. Die bisherigen Tarife konnten sich aus mannigfaltigen Gründen, insbesondere wegen des Vetorechtes der verschiedenen Tarifpartner, diesem Problem nicht annehmen. Der neue Tarif (Tardoc) allerdings wurde so konstruiert, dass ungerechtfertigte Tarifierung angegangen und korrigiert werden kann (kein Vetorecht, Mehrheitsentscheide). Entsprechend ist die Bereitschaft vorhanden dies auch zu tun. Wir tun also gut daran, nicht neue Probleme zu generieren, sondern besser die Einführung des Tardoc abzuwarten, und wenn notwendig, die entsprechenden Korrekturen anzubringen. Nur ein solches Vorgehen wird zu einer gerechten Abgeltung führen. Geben wir dem Tardoc eine Chance, er soll in einem Jahr eingeführt werden.


    Dr. Jürg Lareida ist eine Kapazität auf dem Gebiet der Endokrinologie, Diabetologie sowie Osteologie. Während rund 30 Jahren führte er seine Zuweisungspraxis an der Vorderen Vorstadt 16 in 5000 Aarau. Seit 2023 ist er pensioniert. Er war von 2016 bis 2024 Präsident des Aargauischen Ärzteverbandes.

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